KÖLSCHE TÖN' AM BALLERMANN
[30.06. – 07.07.2007]


Januar/Februar 2007
An Annikas 30. Geburtstag fassen Annika, Stefan und HUF den Vorsatz, im Juli im Mittelmeer gemeinsam segeln zu gehen. Stefan fragt noch bei Micha an, und da der zu dem Zeitpunkt gerade keine Regatta hat, möchte er gerne mitkommen. Sind wir also schon zu viert.
Auf der Vampirparty im Februar in Köln treffen sich Caro und HUF. Caro will unbedingt wieder einmal segeln gehen und HUF erzählt ihr vom geplanten Törn im Juli. Eine Woche später sagen Caro und Freundin Vicky zu. Somit ist die Crew komplett.
Ein Vortreffen findet dann im Mai in Bielefeld statt (allerdings ohne Micha, der mal wieder eine Regatta hat) und bei lactosefreien Dinkelmuffins lernt die Crew sich kennen. Dem Urlaub steht ab jetzt nichts mehr im Wege.

Vermittelt wurde alles durch die Firma Moorings. Unser Boot ist eine Moorings 43.3 vom Typ Gib Sea 43. Für eine Woche ab Palma kostet das Boot ca. 3.300,-€ (all inclusive).


Samstag, 30.06.2007
Deutschland – Palma de Mallorca

Im Laufe des heutigen Vormittages fliegen alle von ihren Heimatflughäfen Richtung Palma de Mallorca. Annika und Stefan starten von Hannover, Michael aus Stuttgart, Caro und Vicky haben sich für Köln-Bonn entschieden und HUF wählt Paderborn als Startpunkt aus.
In Köln muss Caro allerdings ihre Reisetasche (böse Zungen behaupten, sie sei größer als zwei Golfbags) am Sperrgepäckschalter aufgeben.
Die Köln-Konnektion trifft sich mit HUF am Gepäckband in Palma und fährt gemeinsam mit dem Taxi zur Basis von Moorings, direkt am Paseo Marítimo in der Marina Alboran. Unterwegs bestaunt man die überaus herrlische Kathedrale. Wie die wohl beleuchtet aussieht?!
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird der spanische Nationalgruß „Olé“ geübt. Beim Vercharterer angekommen, werden wir mit einem freudig-überraschten „Caro!!“ empfangen. Kim, eine frühere Kommilitonin von Caro, gehört für einige Monate zum Team an der Basis und heißt uns natürlich herzlich willkommen. Da die Braunschweig-Bodensee-Bande ca. eine Stunde nach uns ankommen soll und das Schiff noch nicht ganz bezugsfertig ist, setzen wir uns solange in ein Straßencafé und genießen ein kühles Amstel. Kurz darauf sind auch die drei anderen da und gemeinsam stürmen wir unsere Gib Sea 43. Sie hat den unmöglichen Namen „Four More Mischief“. Vicky stellt eine Einkaufsliste zusammen und nachdem von jedem 150,-€ eingesammelt worden sind, geht die Shoppingcrew, bestehend aus Vicky, Stefan und Annika ins nahe gelegene Einkaufszentrum. Micha und HUF kümmern sich um die Schiffsübernahme und Caro entspannt schon mal.
Leider ist unser Schiff nicht ganz mängelfrei, doch ein Teil der kleineren Mängel wird noch vor Ort behoben. Jedoch steht uns während der kommenden Woche weder der Kartenplotter noch ein GPS zur Verfügung und einer der beiden Außenlautsprecher bleibt auch den gesamten Törn hindurch defekt. Nachdem all unsere Einkäufe an Bord verstaut sind, entschließen wir uns in Palmas Altstadt in einem Restaurant etwas essen zu gehen. Wir werden auch recht schnell fündig und ordern alle möglichen Arten von Tapas mit reichlich Knofi, dazu einen schön gekühlten Vino de Casa und sind rundherum zufrieden und glücklich.
Auf dem Rückweg steht ein nahezu voller Mond am Himmel und die Kathedrale wird prachtvoll angestrahlt. So eingestimmt klingt der Abend gemütlich an Bord aus.


Sonntag, 01.07.2007
Palma – Cabrera

Nach dem Aufstehen und Waschen frühstücken wir gemeinsam. Alle Abläufe müssen und werden sich im Laufe der Woche noch einspielen. Letzte Besorgungen werden getätigt. Endlich versorgt mit allen lebensnotwendigen Genussmitteln können wir nach Cabrera ablegen. Wegen der völligen Abwesenheit von Wind bringt uns das Volvo-Motörchen Richtung Naturreservat. Als unterwegs doch etwas Wind aufkommt (in der folgenden Woche stellen wir eine gewisse Regelmäßigkeit bei der Windentwicklung fest: morgens schwach, mittags stärker, nachts gar nicht), kann Micha sich seiner Lieblingsbeschäftigung widmen: Segel trimmen und in Motornähe wie ein Baby schlafen.
Gegen 13:30h liegt Cabo Blanco querab. Gut die Hälfte unseres heutigen Weges haben wir geschafft und es gibt keinerlei Anzeichen von Seekrankheit. Insbesondere Vicky zeigt sich schaukelresistent und somit steht weiteren gemeinsamen Törns zum Glück nichts im Wege.
In der einzig erlaubten Ankerbucht Cabreras ist eine Mooringtonne für uns reserviert. Als wir sicher und fest daran angebunden sind und uns in Windrichtung ausgependelt haben, fragt Micha doch tatsächlich: “Von wo kommt eigentlich der Wind?“ Schallendes Gelächter der segelerfahrenen Crewmitglieder sorgt für die erste Erheiterung.
Kaum haben wir es uns an Deck gemütlich gemacht, verlangt das jüngste Crewmitglied, unsere Caro, nach ihrem Liegestuhl. Prompt beschert Caros neuer Spitzname „de Mutti“ uns den nächsten Lacher. Da aller guten Dinge ja bekanntlich drei sind, sorgt unser Nachbarschiff „Prosecco“ dafür, dass wir aus dem Lachen nicht herauskommen. Auch HUFs Bemerkung: „Jetzt weiß ich auch, wo DM (Drogerie-Markt) herkommt: De Mutti!“ sorgt für Gelächter.
Heute geht es „dem Kleinen“ nicht so gut. „Das Kleine“ ist unser Schlauchboot, und dem fehlt einfach etwas Luft. De Mutti ist besorgt, aber mit vereinten Kräften wird der Sollluftdruck wieder hergestellt.
Abends zaubert Vicky in der Kombüse ein wirklich hervorragendes Dinner. Es wurde serviert (oder die Crew musste essen): Spaghetti mit einer Soße von frischen Tomaten, Thunfisch und Rucola. Lecker!

Tagesetappe: 25sm motort, 12sm gesegelt


Montag, 02.07.2007
Cabrera – Cala D’or

Wir (außer Annika, die immer schon mit den Hühnern aufsteht) haben verschlafen. Skipper HUF weckt um 9h mit den zärtlichen Klängen der Hells-Bells von AC/DC. Danach sind alle wach. Das Prosecco-Frühstück bleibt uns verwehrt und schweren Herzens verlassen wir, motorgetrieben, Cabrera.
Kaum ist die Insel außer Sicht, entdeckt Rudergänger Michael einen Delphin. Traumhaft, wie bestellt, taucht er in einiger Entfernung vom Boot auf und verschwindet nach wenigen Augenblicken wieder. Schade, Flipper hätte uns gerne noch ein Stück begleiten dürfen.
Um 12:00h runden wir Cabo Salinas, den südlichsten Punkt Mallorcas. Unsere Männer sind dem Seegang heute nicht! gewachsen, werden aber mit TUC und Cola wieder aufgepäppelt. Lag wohl am fehlenden Prosecco heute Morgen. Am frühen Nachmittag erreichen wir dann Cala D’or. Starke seitliche Fallböen erschweren das Anlegen in der Cala Longa, aber mit vereinten Kräften legen Crew und Skipper das Boot rückwärts an den Steg.
Heute schaffen unsere Hobby-Marathonläufer es erst- und letztmalig, einige Kilometer zu laufen. Aber mangels mitgeführten Trinkwassers ist nach spätestens 45 Minuten in der auch abends immer noch brennenden Sonne einfach Schluss.
De Mutti möchte vermerkt wissen, dass zwei Crewmitglieder sie beleidigt haben. Zitat HUF: „Caro, du siehst ein wenig fertig aus.“ Und das nach einem Schönheitsnap! Darauf Micha: „Ja, sie wirkt irgendwie ’runtergewohnt.“ Ab da nahm die Tragödie ihren Lauf. HUF versuchte alles in seiner Macht stehende zu tun, um es uns Mutti mit weichen Kissenunterlagen bequem zu machen, aber es war wieder einmal erfolglos. (Wat sonst.)
Die wasserscheue Vicky hat heute (mit Vorsatz!) den rechten großen Zeh im Mittelmeer gebadet. Zum Glück hatte dies keine Auswirkungen auf das dort vorherrschende Mikroklima. HUF dagegen weigert sich bislang erfolgreich, ins Wasser zu gehen, solange die Wassertemperatur nicht mindestens 25°C beträgt. Diese Mindestwohlfühltemperatur wird fortan mit 0°HUF definiert.
Unser Kleines ist heute in deutlich besserer Verfassung als gestern. Das muss wohl an der guten Pflege der Crew liegen. Während Vicky sich einkaufstechnisch um unser leibliches Wohl kümmert machen Annika und Stefan einen ausgedehnten Spaziergang durch Cala D’or. Nachdem alle wieder an Bord sind, zaubert unsere Küchenfee erneut kulinarische Köstlichkeiten auf den Tisch: Gambas al ajillo, Seeteufel an Senf-Dill-Sauce mit grünem Spargel, Broccoli und Reis.
Am zweiten Abend an Bord neigen sich allerdings unsere Weißweinvorräte schon dem Ende entgegen und wir müssen uns Gedanken um den Nachschub machen. Einig sind wir uns über die Marke unseres Dämmerschoppens: Viña Sol von Herrn Torres. Leicht strohgelb und mit einer ansprechend frischen Nase; am Gaumen elegant und weich mit einer dezenten Säure, hat er ein interessantes Fruchtspiel mit Anklängen an grünen Apfel und frische Ananas. Salud!

Tagesetappe: 18sm motort, 12sm gesegelt


Dienstag, 03.07.2007
Cala D’or – Porto Colom

Heute morgen erwartet uns ein feudales Frühstück. Leider haben wir gestern beim Wasser bunkern in Cala D’or die Leitung mit dem Brackwasser erwischt. Gemerkt haben wir dies am Geschmack des Kaffees. Micha und Stefan meinen zwar, dies läge an der Verwendung von Annikas Minus L-Milch, aber HUF bringt es auf den Punkt: er schüttet den Kaffee kurzerhand und kommentarlos ins Hafenbecken. Da wir in Palma einer ganzen Legebatterie Hühner die Eier geklaut haben, kredenzt uns Vicky ein zünftiges Seemannsomelette. So gestärkt können wir uns auf den weiten Weg in die Cala mit „M“ machen. Nach mörderischen 2 Seemeilen erreichen wir erschöpft unser Zwischenziel. Und das ist zweifelsohne das Highlight des Tages: die Cala Mitjana, eine prachtvolle Bucht mit glasklarem Wasser und feinstem Sandboden (alles gekachelt da unten, sagt Stefan). Wir ankern für ungefähr 3½ Stunden und haben eine Menge Spaß. Zwar liegt die Wassertemperatur nur bei minus 2° HUF, aber Vicky war trotzdem komplett im Wasser! In der Bucht erleben wir wieder einmal großes Hafenkino. Die Crew ist sich einig: alles Dilettanten, außer unserem Skipper.
Trotz Rückenwindes tuckern wir unter Motor nach Porto (à la Vicky) Colombo. Unser (Mutti demsing) Kleines ist wieder seetüchtig, und nachdem Micha fast abgesoffen wäre, beim Versuch unser Boot an der Mooringtonne zu befestigen (altersschwaches Seil), tüddeln wir noch eine weitere Leine durch die Kette und haben das Gefühl, sicher zu liegen.
Trotz unserer Eigeninitiative beim Festmachen gibt es keinen Rabatt bei den Liegegebühren in Höhe von 3,92€ incl. MWSt.
Beim Festmachversuch nahm unser Dinghi reichlich Wasser auf. Schuld war ein undichtes Ventil im Boden. Und was rettete unser Dinghi? 18 Jahre geballtes Wissen aus drei Ingenieursstudien und ein Stück Plastikfolie. Die 18 Jahre sind aber auch noch geschummelt, in Wahrheit sind es 24 Jahre!!

Tagesetappe: 8sm motort


Mittwoch, 04.07.2007
Porto Colom(bo) – La Rapita

Heute weht der Wind schon vormittags recht kräftig. Auf dem Weg nach La Rapita stellen wir den absoluten Speedrekord unseres Törns auf: 8,0 Knoten. HUF flippt aus - Freude pur.
Nach einem Schwimm- und Fischfutter-Zwischenstop am Es Trenc laufen wir in La Rapita ein. Da es schon reichlich voll ist im Hafen, werden wir vom Marinero zum Kopf des ersten Steges geschickt, um dort wie in Holland im Hochsommer üblich, mit einem weiteren Schiff im Päckchen zu liegen. Unser „rotzender“ Nachbar hilft beim Festmachen und gibt noch kluge Ratschläge. Hier erfahren wir auch, dass die schweizer „Alinghi“ den America’s Cup gewonnen hat. Hipp, hipp, hurra!
Heute hat sich unsere Vicky etwas Besonderes ausgedacht: zur Abwechslung gibt es zum Dinner ein richtiges Stück Fleisch: Entrecôte und dazu super leckere Ratatouille. Den Kohlenhydratjunkies genügt Reis als Sättigungsbeilage. Nach dem üppigen Mahl fallen Caro und Vicky in ein Foodkoma, welches aber zum Glück nicht allzu lange anhält.
Im Cockpit ist es heute abend leider etwas ungemütlich, weil uns eine unmittelbar am Steg stehende sehr hell leuchtende Laterne direkt in die Augen scheint. Da Laternen keinen offiziellen Ausschalter haben, müssen wir es wohl hinnehmen. Kurze Zeit später geht Micha von Bord und verabschiedet sich mit den Worten: bin gleich wieder da. Plötzlich gibt es einen Rumms und Micha hat die Laterne ausgetreten. Zum allgemeinen Wohl der Crew. Applaus!
Etwas Skrupel haben wir aber doch, für den Fall, dass der „Josef“ (Hafenmeister) bezüglich der ausgefallenen Laterne kommt und fragt, was denn damit passiert sei. Zum Glück haben wir aber für diesen Fall auch schon eine Antwort parat: Vicky zieht Vatti (Micha) eine mit der Bratpfanne über und die Beule wäre dann der Beweis, dass Micha versehentlich einen Laternenunfall = Kollision hatte. Super Idee!
Kurz darauf macht es klong, klang, plumps und die obere Hälfte des selbstgekauften und handgetöpferten mallorquinischen Aschenbechers geht ins Brack. De Mutti ist Schuld, sie stört sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht die Bohne daran. HUF lacht sich schlapp und auf Caros Frage, warum in aller Welt er denn jetzt wohl lache, bekommt sie zur Antwort: „Ich hab’ gerade eine lustige SMS erhalten“. HUF bekommt im Laufe des Törns noch eine ganze Menge dieser SMS.

Tagesetappe 7sm motort, 26sm gesegelt


Donnerstag, 05.07.2007
La Rapita – Las Illetas

Wie jeden Morgen steht eine Batterie leerer Weinflaschen an Deck. Wer die nur immer leertrinkt? Heute ist (für unsere Verhältnisse) frühes Ablegen in La Rapita so gegen 8 Uhr angesagt. Wir wollen in die Cala Pi. Annika und Stefan helfen beim Ablegen und der Rest der Crew darf noch ein wenig weiterschlafen. Doch der Motorenlärm weckt trotzdem alle auf. Neugierig schauen drei verschlafene Gesichter, wo wir uns denn befinden. Nur Micha legt sich wieder hin und träumt von großen Dieselmotoren.
Da wir verhältnismäßig früh, gegen 9:30 Uhr, in der Cala Pi ankommen, bekommen wir auch noch ein schönes Plätzchen. Unser Erkundungstrupp sichert uns wieder einmal zusätzlich mit einer Leine am Felsen, so dass wir nicht so weit schwojen. In der Zwischenzeit wird der Frühstückstisch gedeckt und wir genießen die schöne Aussicht und die Ruhe.
Wir haben Glück, dass wir so früh da sind, denn nach uns kann nur noch ein Boot ankern, die anderen müssen wieder wegfahren. Die Ruhe ist aber nur trügerisch. Ein Glass-Bottom-Ausflugsboot kommt bis auf wenige Meter an uns heran und wir (also eigentlich nur Vicky) werden sogar noch fotografiert. So müssen sich die Tiere im Zoo fühlen.
Bei der Frühstückszubereitung stört ein Gasalarm die idyllische Beschaulichkeit. HUF telefoniert mit Moorings und erhält zur Antwort, dass man sich abends an unserem Steg im nächsten Hafen darum kümmern will. Wir sollen von dort aus nur kurz vorher noch einmal anrufen.
Es folgt ein langer Schlag bis in den Südwesten Mallorcas nach Port Adriano. In der Hafeneinfahrt werden wir nach unserem Schiffsnamen gefragt und erhalten als Antwort darauf die Information, dass kein einziger Liegeplatz mehr für die Nacht frei sei. Dabei ist es erst 17:30 Uhr. Vor der Hafeneinfahrt funken wir jetzt nacheinander die Yachthäfen von Andratx, Santa Ponsa und Puerto Portals an, aber für eine ungewaschene Charterschiffcrew hat man dort angeblich keinen Platz mehr. Dies war aber unser Glück. Denn so gehen wir auf die Suche nach einer Bucht für die Nacht, wo wir vor Anker gehen können und werden gegen 19 Uhr bei den Las Illetas fündig. Diese wirklich schöne, relativ offene Bucht liegt nur 1 Seemeile vom Yachthafen Portals entfernt und ist ein äußerst beliebter Tagesankerplatz. Da die Nächte bisher ausnamslos windstill waren, besteht also auch kein Grund zur Sorge.
Hier wollen uns auch die Mooringsleute treffen, um das Gasleck zu beheben. In der Zwischenzeit gehen Micha und Stefan einkaufen und Vicky macht ihren Dinghiführerschein. Anfänglich noch etwas zögerlich zeigt sie nach mehreren Fahrten zwischen Boot und Strand eine gewisse Souveränität im Umgang mit dem Gummiboot. Dieses Können ist ausbaufähig!
Herve von Moorings kommt mit seiner Freundin an Bord und repariert erfolgreich einen Gasschlauch. Kurz darauf kommt auch die Shoppingcrew zurück und wir können uns endlich dem Essen widmen.
Caro ist heute abend ein wenig angetüddelt.
Aber wir genießen alle (-2) die Kölsch-Lied-Kultur und unser Skipper wird wehmütig.
HUF verdirbt sich allerdings später die wenigen Sympathien, die er vermeintlich bei Caro noch hatte mit dem Satz: „Caro, mit deiner Frisur siehst du aus wie ein Bobtail.“ Daraufhin ruft Caro Eskalationsstufe 1 aus und hält schriftlich im Logbuch fest: „Aus dieser Äußerung kann ich nur schließen, dass der Skipper unter einer alkoholbedingten Wahrnehmungsstörung litt“.
Im weiteren Verlauf des Abends steigert sich Caro bis zur Eskalationsstufe 4. Aber HUF bekommt die Chance, durch unterwürfiges Verhalten davon 1-2 Stufen abzubauen. Der Abend endet mal wieder feucht-fröhlich.

Tagesetappe: 12sm motort, 35sm gesegelt.


Freitag, 06.07.2007
Las Illetas – Palma

Unser letzter Segeltag bricht an. Wir versuchen, uns nichts anmerken zu lassen und planen für den heutigen Tag noch einmal einen schönen Schlag quer durch die Bucht von Palma Richtung Arenal. Der Wind weht auch günstig und wir segeln bis unmittelbar vor den Balneario 6, besser bekannt als Ballermann 6. Etwa 200 Meter vom Strand entfernt auf 2,7 Meter Wassertiefe und bei 25°C (=0°HUF) Wassertemperatur ist dies unser letzter schöner Stop. Der Skipper kann sich jetzt nicht mehr herausreden, das Wasser sei zu kalt und geht über die Planke ins türkisfarbene Naß. Annika, Stefan und Michael schnorcheln zum Strand und haben dort eine Begegnung der 3. Art. An Mallorcas verrufenstem Strandabschnitt treffen sie auf mit Sangriatöpfen ausgestattete, besoffene Touristen. Kulturschock. Doch davon bekommen wir an Bord nichts mit. Kurz nach 16 Uhr heben wir zum letzten Mal den Anker und segeln bis nahezu unmittelbar an den Kai. Um 16:55 Uhr sind wir wieder fest am Mooringssteg. Punktlandung.
Es folgen Aufräumen, Taschen packen und die letzten Vorbereitungen auf die Seetaufe von Vicky. Um 20 Uhr soll es losgehen. Die Duschen in der Marina gleichen einem Treibhaus, da die Klimaanlage nicht funktioniert. Nachdem fast alle pünktlich fertig sind, können wir um 20:15 Uhr endlich los, um nach einem wirklich kurzen Abendspaziergang in ein nahegelegenes Lokal einzukehren. Nach einem beinahe besinnlichen Abendessen geht es aber ab zu Hogan’s, einem (wie sich später herausstellt glücklicherweise!) nahe am Yachthafen gelegenen Irish Pub. Auf dem Weg dorthin meldet Annika sich ab. Sie möchte noch ein wenig spazieren gehen und dann ins Bett.
Zu fünft setzen wir den Abend fort. Wir sitzen draußen und bei der ersten Runde bestellt jeder noch das, was er mag. Danach aber darf Vicky bestimmen, was getrunken wird. Und Vicky läßt sich nicht lumpen. Das Verhängnis nimmt somit seinen Lauf mit Red Bull/Jägermeister. Vicky (schlaues Kind) verbrüdert sich an dieser Stelle schon einmal mit Barkeeper Tonio. Nach rituell vollzogener Taufe durch Seemann Grundlos (HUF) und Seemann Sternschnuppenzähler (Stefan) folgt Runde zwei: Guinness mit Baileys. Der Geschmack ist ekelhaft, die Konsistenz quarkig. Aber da müssen wir jetzt alle durch. Vickys Taufname lautet „Wasserscheue Kombüsen-Coqueta“. Caro schreibt (so gut sie noch kann) zum Glück die Getränkereihenfolge und –zusammenstellung mit. Dritter Akt: Tequila/Sprite Shot. Vicky tanzt ab hier ein wenig aus der Reihe und stärkt sich mit einem Extra-Tequila an der Theke. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt verläßt Stefan uns, da er morgen früh um 6:30 Uhr sein Taxi zum Flughafen erreichen muss.
Der vierte Streich lautet Kahlua/Baileys, erstmals ein angenehm schmeckendes Getränk heute abend. Auch hier meint Vicky, uns gegenüber einen Vorsprung zu benötigen und trinkt gleich noch einen davon. Nachdem innen im Pub Livemusik gespielt wird, wechseln wir hinein und tanzen zur recht guten Musik. Plötzlich schlagen unsere vier Herzen mindestens einen Takt schneller: Der Gitarrist spielt „Hotel California“ von den Eagles. Dieses Lied hat uns an Bord schon einige Male eine sehr schöne Stimmung beschert und jedesmal wenn wir es hören, werden wir an diesen wunderbaren Urlaub erinnert.
Weiter geht es mit einer Runde Tequila, Zitrone und Salz. Auch hier kann Vicky nicht an sich halten und teilt sich mit Micha einen weiteren Tequila. Irgendwann verschwindet Vicky aber für etwa eine Stunde downstairs. Nachdem Caro es schafft, ihr ein wenig Erleichterung zu verschaffen, will Vicky aber partout nicht wieder nach oben zu uns anderen. HUF gelingt es schließlich, sie hoch und Richtung Schiff zu bugsieren. Getreu dem geflügelten Wort „halb trug er sie, halb zog sie ihn (zu Boden)“ schaffen wir es bis zum Boot. Dort stellt nur noch die schmale Planke, über die wir Vicky schaffen müssen, ein Hindernis dar. Die Lösung sieht aber folgendermaßen aus: HUF nimmt Vicky huckepack, Micha stützt HUF und Caro fotografiert die Fuhre. Vicky kommt dann noch kopfüber und komplett bekleidet in ihrer Koje zu liegen und um 4 Uhr ist Ruhe im Schiff. Der Abend endet, wie eine zünftige Taufe enden muß: Täufling unzurechnungsfähig, Crew glücklich.
Micha ist ebenfalls sofort im Bett verschwunden, Caro und HUF lassen noch einmal kurz den Abend Revue passieren und besprechen einen Notfallplan für Vicky morgen früh. Um 4:30 Uhr schlummert auch Caro und HUF inspiziert noch einmal die Duschen, ist aber endlich auch um 5:00 Uhr eingeschlafen.

Tagesetappe 2sm motort, 18sm gesegelt.


Samstag, 07.07.2007

Nach nur 90 Minuten Schlaf klopft Annika vereinbarungsgemäß an HUFs Kabinentür, um sich zu verabschieden. Leider ist der Skipper dermaßen übermüdet, dass er hofft, nicht irgendetwas Unverständliches gestammelt zu haben.
Um 7:15 Uhr klingelt dann HUFs Wecker. Aufstehen und den Notfallplan an Kim herantragen: doch leider können wir den Vormittag nicht auf unserem Boot verbringen oder auf einen unbenutzten Katamaran ausweichen. Kim gibt uns aber bis 8:30 Uhr Zeit, unser Schiff zu verlassen. Um 7:30 Uhr weckt HUF Caro und Micha. Caros Blick spricht Bände! Vicky aber springt auf wie nach einem erholsamen Schönheitsschlaf: topfit (aber immer noch stark alkoholisiert). Wir schauen uns sprachlos an, nehmen Vickys Zustand aber dankbar hin. Sie möchte auch gerne noch duschen und verschwindet im Sanitärgebäude. Auf dem Rückweg stolziert sie, in ein königsblaues Badelaken gehüllt und mit einem gleichfarbigen Handtuchturban auf dem Kopf, die Steganlage entlang. Erstaunt blickenden Stegnachbarn ruft sie zu: „Da müssen Sie jetzt durch“.
Frühstück gibt es im Cappucino’s, direkt neben dem Hogan’s von gestern abend gelegen. Vicky hat einen überraschend gesegneten Appetit. Dafür ist HUFs Kreislauf komplett im Keller. Jetzt ein Bett...
Gegen 10 Uhr nehmen wir uns ein Taxi zum Balneario Illetas, unmittelbar neben unserer Ankerbucht von gestern gelegen, und mieten uns am Strand 4 Liegen und 2 Sonnenschirme für 18€. Da wir unsere Badesachen schon in den Taschen verstaut haben, liegen wir fast voll bekleidet am nahezu leeren Strand. Sieht ja keiner. Nachdem wir etwa 2 Stunden geschlafen haben muß Micha weg. Sein Flieger geht um 14 Uhr. Mittlerweile hat sich der Strand gefüllt; es gibt weder freie Liegen noch Sonnenschirme. Unter all den Bikini und Badehose tragenden Strandbesuchern wirken wir jetzt allerdings etwas deplaziert. Aber immerhin fühlen wir uns besser. Wir hängen noch ein wenig ab und gehen dann im Strandlokal etwas essen. Endlich bekommt Vicky ihren Hamburger, von dem sie schon den ganzen Tag spricht. Plötzlich taucht Barkeeper Tonio mitsamt Bedienung und dazugehörigen Kids auf. Wir begrüßen uns freundlich und Tonio weist uns darauf hin, dass wir gestern Vickys Taufurkunde im Hogan’s vergessen haben. Wir werden sie uns später dort abholen. Nach dem Essen machen wir uns wieder auf den Heimweg Richtung Marina. Allerdings gestaltet sich die Taxibesorgung schwieriger, als wir dachten. Zum Glück regelt unsere Importspanierin Caro alles, so dass wir doch noch zurück an die Basis gelangen.
Vom ursprünglich geplanten Einkaufsbummel sehen wir mittlerweile ab, sind die Damen doch in einem shoppingunpäßlichen Zustand. Stattdessen gibt es noch ein Tässchen Kaffee für den HUF, Mandelmilchshake für de Mutti und Orangen-Möhren-Saft für die Kombüsen-Coqueta.
Wir halten noch einen letzten Abschiedsschnack mit Kim, winken uns dann am Straßenrand ein Taxi heran und düsen ab zum Flughafen.
So endet ein wunderschöner, unvergesslicher, tiefenentspannender Urlaubstraum.

Gesamtetappe: 181sm



Nachsatz: Losgelöst vom eigentlichen Urlaub sorgt HUF aber noch für einen weiteren unvergeßlichen Moment. Er vergißt sein Handgepäck im Taxi und merkt dies erst, als das Taxi schon weg ist. Versuche, über andere Taxifahrer die Taxizentrale zu erreichen scheitern daran, dass es keine Taxizentrale gibt. Stattdessen aber 20 bis 30 verschiedene Taxigesellschaften, die untereinander nicht organisiert sind. Geistesgegenwärtig fährt Caro sofort zurück zur Basis, falls unser Taxifahrer HUFs Handgepäck dort abgegeben hat. HUF spricht mit Air Berlin, da er sämtliche Papiere, Handy, Kamera, iPod, Auto- und Wohnungsschlüssel in der Tasche hatte. Für den Rückflug braucht er aber lediglich ein Formular der Flughafenpolizei, welches er auch nach 15 Minuten in Händen hält. Die ganze Zeit über wartet Vicky vor dem Flughafen, falls der Taxifahrer noch einmal zurückkommen sollte. Vergebens. Auch Caro kommt unverrichteter Dinge wieder zurück.
Weil die beiden Mädels sich so liebevoll um HUF gekümmert haben, fällt der Verlust in diesem Moment nicht ganz so schwer. Die drei nehmen vorerst Abschied voneinander und HUF verspricht, sich am nächsten Tag aus Bielefeld zu melden.
Auf dem Weg zum Gate wird „Passenger Feldges“ bereits zum dritten und letzten Mal ausgerufen. Aber HUF bekommt noch eine Sonderfahrt mit einem Bus für sich alleine auf das Vorfeld und steigt als letzter ins Flugzeug. Flug AB 9827 hebt dennoch pünktlich ab.