SEGELTÖRN IN DIE BRITISH VIRGIN ISLANDS
[05.04. - 21.04.2002]
 
Januar 2001
Auf der diesjährigen ‚boot’ fällt die Entscheidung, im nächsten Jahr mal wieder in die Karibik zu fahren. Aber nicht wieder, wie von Martinique aus, erst drei Tage dahin segeln, wo es schön ist und dann wieder vier Tage zurücksegeln, wo man herkommt, so dass eine Urlaubswoche nur für „An- und Abfahrt“ verloren geht.
Deshalb haben wir uns die British Virgin Islands, kurz BVI, ausgesucht.
Anfänglich skeptische Segelaspiranten werden vom äußerst sachkundigen Vercharterer überzeugt, dass es kaum ein Revier gibt, das es mit den BVIs aufnehmen kann.
Vermittelt wurde alles durch das Yacht- und Charterzentrum in Heiligenhafen. Der Vercharterer vor Ort auf Tortola ist Stardust/Sunsail Yachting in Maya Cove. Unser Boot ist eine Atoll 43. Für zwei Wochen kostet das Boot 14.268,- DM (7.295,-€).
Wir haben als Revierführer in Buchform die „Cruising Guide to Caribbean Marinas & Services“ von Ashley und Nancy Scott sowie “Virgin Anchorages“ von Nancy und Simon Scott mit an Bord, beide aus Deutschland mitgebracht und sehr empfehlenswert.

 
Donnerstag, 04.04.2002
Da es morgen früh vom Düsseldorfer Flughafen losgehen soll, sind wir schon mal ins Rheinland angereist, um morgen nicht so eine lange Anreise zu haben. Wir, das sind zunächst einmal Richy und ich. Abends treffen wir uns mit zwei weiteren Crewmitgliedern, Iris und Rainer. Da Iris heute Geburtstag hat, feiern wir noch ein klein wenig, gehen aber früh zu Bett.
 
 
Freitag, 05.04.2002
Um 3:30h müssen wir aufstehen. Dies soll noch ein langer Tag werden. Alex und Martina fliegen zwar nicht mit uns anderen fünf, sondern mit Iberia über Madrid und Puerto Rico nach Tortola, aber wir laufen uns auf dem Düsseldorfer Flughafen dennoch über den Weg. Iris, Rainer, Richy, Guido und ich fliegen mit Air France über Paris und St. Martin nach Tortola. Mitsegler Nummer acht heißt Ben und kommt in zehn Tagen nach. Am Princess Margriet Flughafen auf St. Maarten angekommen nutzen wir die Zeit bis zum Weiterflug um das erste Bier an karibischer Strandpavillonkulisse bei 28°C zu genießen. Erstaunlicher Weise funktionieren unsere D1-Netz-Handys hier. Also Grüße an zu Hause abgesetzt. Ab St. Martin geht es dann mit der regionalen innerkaribischen LIAT Air weiter nach Tortola, Beef Island. Auf den Flughäfen ballern die Klimaanlagen wie wild. Hoffentlich holen wir uns keine Erkältung. Als wir dann endlich auf Beef Island/Tortola aus dem Flugzeug steigen, erwartet uns ein niegelnagelneues Flughafengebäude. Nur leider hat es außer einigen Abfertigungsschaltern nichts zu bieten. Der Taxifahrer wartet schon wie vereinbart auf uns und in einem amerikanischen V8-Van geht es über holprige Sträßchen zum nahe gelegenen Yachthafen. Mittlerweile ist es nach 21h Ortszeit, stockdunkel und viel später als ursprünglich angenommen. Aber von Verchartererseite wartet man immer noch auf uns und begrüßt uns überschwänglich und aufs freundlichste mit einem „very, very warm welcome“. Nachdem auch Martina und Alex eingetroffen sind, befinden sich um 21:30h Ortszeit dann endlich alle an Bord. Der vorsorglich vorbestellte Proviant für den ersten Tag (Getränke, Frühstückssachen und etwas zu Knabbern) steht leider nicht wie erhofft im vorgekühlten Kühlschrank, sondern mangels Landstromanschluß bei wohltemperierten 28°C an Deck herum.
 
 
Samstag, 06.04.2002
Zwischen 6:30h und 7:30h werden alle Crewmitglieder so langsam wach. Ein erster Kaffee, der einen leichten Chlorgeschmack nicht verleugnen kann, wird gekocht und das Gefühl, jetzt endlich Urlaub zu haben und drei (für manche auch nur zwei) Wochen die Seele baumeln lassen zu können, nimmt Gestalt an. Als nächstes werden die Aufgaben für den heutigen Tag verteilt: Bootsübernahme organisieren, Tauchequipment besorgen und den Supermarkt überfallen. Unsere Taucher Iris, Rainer und Richy vereinbaren gleichzeitig mit den ‚blue water divers’ einen Rendezvous-dive am nächsten Tag, um sich mit der Ausrüstung und den lokalen Gegebenheiten vertraut zu machen. Das Shopping-Team kommt mit dem Inhalt von 4 großen Einkaufswagen zum Schiff und berichtet von einer wilden Taxifahrt und mildem Blütenduft, der während der Fahrt durch die geöffneten Fenster hereinwehte. Irgendwann merkten sie aber, dass dieser Duft wahrscheinlich vom unter dem Rückspiegel baumelnden Duftbäumchen Marke ‚Jasmin’ herzurühren schien. Vor dem Ablegen bezahle ich noch das cruising permit (2US$ p.P./Tag und 15US$ Boot/Woche) und ab geht es nach Peter Island in die Bucht Little Harbor. Die Landleine wird durch qualifiziertes Personal ausgebracht und bei einem ersten Schnorchelausflug sehen wir Rochen, Schildkröten, Barrakudas, Trompetenfische, Fächerkorallen und viele Fische aller Couleur. Gegen Abend zeigen zwei Pelikane ihre Two-bird-Show mit ausgebufften Fischfangtechniken. Rainer, gelegentlich auch Fürst Rain(i)er genannt, grillt uns auf dem Heckgrill ein vorzügliches Abendessen. Bei Rum und Zigarre hält es sogar der Skipper aus. Eine Wolkenformation sieht wie zwei hintereinander-aufeinander stehende Pudel aus, und die Bucht erhält deshalb von uns den klangvollen Namen ‚popping poodle bay’.
Tagesetappe: 6sm motort.
 
 
Sonntag, 07.04.2002
Um 6:00h gibt es wieder gechlorten Kaffee. Deshalb beschließen wir, vom 5l-Trinkwasserkanister auf die 1l-Einwegflasche umzusteigen. Mit Erfolg. Gegen 8h ziehen zwei Delphine durchs Wasser. Um 9:45h erscheint das Tauchboot der ‘blue water divers’ zum Rendezvous-dive. Die verbliebene Crew gönnt sich Mittags einen leckeren Salat und als die müden und frierenden Taucher, die auch einen Hai in Sicht hatten, wieder an Bord sind, geht es weiter nach Norman Island in ‚The Bight’, angeblich Stephensons Schatzinsel. Es wird eine stürmische Nacht.
Tagesetappe: 8sm motort
 
 
Montag, 08.04.2002
Noch vor dem Frühstück Aufbruch nach Jost Van Dyke (JVD), in der Hoffnung, dort etwas ruhiger zu liegen. Endlich werden auch die Segel gesetzt. Wir laufen ‚White Bay’ an, um die berühmte ‚Soggy Dollar Bar’ aufzusuchen. Hier sehen wir auch unseren ersten Palmenstrand. Angeblich wurde in dieser Bar der ‚Painkiller’ erfunden, ein Rum-Cocktail, der überall auf den BVIs angeboten wird und uns von nun an durch die Inselwelt begleitet. Wir fahren nach kurzem Aufenthalt weiter nach ‚Little Harbour’, denn hier macht uns der Schwell doch zu schaffen. In ‚Little Harbour’ liegen wir wirklich deutlich ruhiger. Wir entscheiden uns, abends essen zu gehen. Somit können wir uns am späten Nachmittag dem Faulenzen hingeben. Doch für Abwechslung ist schnell gesorgt: an Land brennt es und der wahrscheinlich einzige Feuerwehrwagen der Insel, ein Geländewagen mit Feuerlöscher, kommt angebraust und mit vereinten Kräften wird Feuer gelöscht. Abends dann finden wir uns in  ‚Harry’s Place’, ein, wo es den ‚freshest lobster in town’ geben soll. Testessen haben dies bestätigt! Die freundliche Celia serviert als Vorspeise eine Erbsensuppe ‘hot’, und bei Livemusic und Painkiller genießen wir die Landesküche. Für den Rückweg benutzen wir das Wassertaxi ‚HUF'. Nachts schütteln uns Böen um 8 und mehr Beaufort richtig durch. Dabei wird das im Schlepp liegende Dinghi mitsamt dem angeschraubten Außenborder vom Wind gepackt und umgedreht. Zum Glück bemerkt Rainer dies noch in der Nacht. Nachdem Iris’ zärtliche Rufe die Crew nicht aus den Kojen bringt, wird laut gerufen und mit vereinten Kräften das Dinghi auf das breite Heck unserer Atoll gezogen und Ruhe ist. Dass während dieser Aktion der Skipper weiterschläft und Alex erstmal Bekleidung anlegen muß, sei hier nur am Rande erwähnt.
Tagesetappe 4sm motort, 8sm gesegelt
 
 
Dienstag, 09.04.2002
Am Morgen sind alle sehr früh an Deck und man diskutiert über die zurückliegende Nacht. Keiner hat damit gerechnet, dass der Wind das Dinghi mit angebautem Außenborder einfach in die Luft heben und herumdrehen kann. Aber es hat nicht nur uns getroffen. Unserem direkten Nachbarn ist es auch passiert, nur dass dort der Außenborder von Dinghi abgefallen und im Wasser gelandet ist. Man hat ihn geborgen und versuchte nun, ihn wieder ans Laufen zu bekommen. Vergeblich. Während bei uns das Frühstück vorbereitet wird, versuche ich ebenfalls mein Glück mit dem Außenborder. Immerhin hat er längere Zeit kopfüber am Heckspiegel unseres Dinghis unter Wasser gehangen. Nachdem ich den Motor trockengelegt und etwa eine Viertelstunde an der Anlaßschnur gerissen habe, springt das gute Stück doch tatsächlich an. Somit habe auch ich mir mein Frühstück redlich verdient und frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg nach Salt Island zum Wrack der ‚RMS Rhone’, einem 1863 gesunkenen Postschiff. Kinogänger auf der ganzen Welt haben das Wrack der RMS Rhone bereits in dem Film ‚The Deep’ kennen gelernt, in natura ist es jedoch noch weitaus beeindruckender. Der 95 m lange Dampfer sank in einem Sturm vor Salt Island und liegt heute zerbrochen in zwei Teile auf dem sandigen Boden. Die stählernen Wrackteile sind inzwischen mit Korallen bewachsen. Taucher können in den Bug der Rhone, welcher sich ungefähr 23 m unter der Wasseroberfläche befindet, hinein schwimmen, wo sie von bunten Fischschwärmen empfangen werden. Das Heck liegt in 9 m Tiefe, wobei das Ruder des Schiffs bis zu 4,50 m unter der Wasseroberfläche aufragt. Aufgrund der Wasserklarheit können auch Schnorchler die Ansicht von oben genießen. Gegen 13:00h macht sich unsere Tauchcrew fertig für den ersten gemeinsamen Bootstauchgang. Nach erfolgreichem Wracktauchen beschließen, wir, zum nahe gelegenen Stützpunkt zurückzufahren, da wir dort einen schönen und vor allen Dingen kostenlosen Liegeplatz am Steg haben, Wasser bunkern können (ebenfalls kostenlos) und Duschen und WCs keine Überraschung darstellen. Guido und ich testen in der Hafenbar die Qualität der Painkiller und leicht angetüddelt wird danach an Bord gekocht. Nach dem Abendessen und einigen Digestivs war man eigentlich schon auf dem Weg ins Bett, als fröhliche Töne vom anderen Ende des Hafens einige von uns noch einmal veranlassen, sich auf die Suche danach zu begeben. Wir landen in der ‚Pelican Bar’ und lauschen bei einem obligatorischen Painkiller den karibischen Rhythmen. Der Heimweg wurde noch einmal spannend (die haben ja Linksverkehr hier!) und danach fällt die Crew müde in die Kojen.
Tagesetappe: 10sm motort, 10sm gesegelt.
 
 
Mittwoch, 10.04.2002
Nachdem wir alle gut geschlafen haben, könne wir 2 Delphine durchs Hafenbecken schwimmen sehen. Das seien beste Voraussetzungen fürs Segeln, sagen die Damen und ihr Wunsch war uns Herren Befehl. Wir besuchen Salt Island und Ginger Island, schnorcheln und machen Strandspaziergänge. Auf Cooper Island machen wir in der ‚Machioneel Bay’ fest. Am Strand begegnet uns ein amerikanisches Rentnerpaar mit Survivalbekleidung und Südwester. Da staunen wir in unserer kurzen Buxe. Die Happy Hour in der Strandbar fällt beinahe wegen Sandsturm aus, und so ziehen wir uns an Bord zurück und begnügen uns mit Cuba Libre. Regen und Sturm veranstalten mit uns eine wahre Achterbahnfahrt.
Tagesetappe 4sm motort, 12sm gesegelt.
 
 
Donnerstag, 11.04.2002
Aufwachen wieder mit Regen und Wind. Wir segeln von Cooper Island nach Virgin Gorda, der dicken Jungfrau. Den Spuren der Raffaello-Werbung folgend wollen zu ‚The Baths’. Wer bei diesem Ausdruck an Badezimmer denkt, liegt nicht falsch. Diese Felsenformationen sind derart verschachtelt, dass man tatsächlich in einzelnen Höhlen oder Räumen steht, in denen entweder die Brandung durch Öffnungen im Fels hineinsprudelt (natürliche Whirlpools sozusagen) oder aber flache Tümpel zum Baden wie in einer Badewanne einladen. Da die See immer noch recht rauh ist, ist das Mooringfeld vor dem Strand wie leergefegt. Außer uns ist nur noch ein weiteres Boot dort. Die starke Brandung läßt das Anlandemanöver mit dem Dinghi zum Abenteuer werden. Aber mit reichlich Schwung erreichen wir halbwegs trocken den Strand. Dort erkunden wir erst einmal die einmalig schöne Gegend. Wir gelangen durch einen schmalen Spalt in eine Art Halle, in der das Wasser etwa kniehoch steht und außer uns niemand sonst ist. Durch eine enge Öffnung drückt die Brandung immer wieder eine Fontäne in unser Badezimmer. Wir haben zum Glück ein paar Getränke mitgebracht, so dass wir auf dieses seltene Naturschauspiel anstoßen können. Wieder am Strand angelangt, wollen wir uns an einer provisorischen Strandbar einen Planters Punch an der ‚Spring Bay’ gönnen. Nachdem der freundliche Barkeeper zunächst 8$ per Stück haben wollte, handelt Guido ihn mal eben auf 6$ herunter. Bei original Steeldrum-Musik schlürfen wir das kostbare Naß. Wir entschließen uns, zurück zum Virgin Gorda Yacht Club zu fahren, und dort am Steg festzumachen. Gepflegte Duschen und gute Einkaufsmöglichkeiten tun ihr übriges, um zufrieden den Tag ausklingen zu lassen.
Tagesetappe 10sm gesegelt.
 

Freitag, 12.04.2002
Heute wollen die Taucher mal wieder die Richtung angeben und wir fahren zu den „Chimneys“, einem Tauchspot westlich von ‚Great Dog’. Zu dritt geht es dort nach sorgfältiger Vorbereitung wieder hinab in Neptuns Reich. Innerhalb dieser Vielzahl an Gewölben und Schluchten wird man von den farbenfrohen Weichkorallen und von den vielen verschieden Fischen verzaubert. Wir anderen vier faulenzen in dieser Zeit, lesen oder hören Musik. Plötzlich meint Martina, jemanden pfeifen zu hören. Wir schauen uns um und sehen Iris in etwa 100 Meter Entfernung hilflos mit einem Arm durch die Luft winken. Ich stürze sofort ins Dinghi und bin nach kürzester Zeit bei ihr. Mit letzter Kraft zieht sie sich halb auf das Dinghi und ich fahre mit der nach Luft japsenden Iris erstmal zum Schiff zurück. Nachdem wir ihr mit vereinten Kräften erstmal das Tauchequipment abgenommen haben, kann sie erzählen, was passiert ist. Unter Wasser hatte sie plötzlich Schwierigkeiten beim Atmen. Sie ist dann an die Oberfläche zurück und wollte uns alarmieren. Nur wir haben wegen der Entfernung erstmal nichts gehört. Iris ist dann ein Stück auf uns zugeschwommen, hat dabei aber die Entfernung und ihre Kräfte falsch eingeschätzt. Zum Glück ist soweit noch mal alles gut gegangen. Nachdem auch die beiden anderen Taucher wieder an Bord sind, laufen wir in den Gorda Sound ein. Wir legen uns in die Leverick Bay an eine Mooring, direkt vor ein Restaurant namens ‚Lighthouse’. Auf vielfachen Wunsch der Damen führt Guido seinen weltweit bekannten Stunt „Freihändig stehend Dinghi fahren“ vor und erntet auch reichlich Applaus dafür. Zwei Männer kommen mit ihrem Boot vorbei und wollen uns für einen Flug mit dem Wasserflugzeug begeistern, was ihnen aber nicht gelingt. Gegen die Langeweile veranstalten wir einen Arschbombenkontest. Gewinner ist, wer die schönste Arschbombe vom Dach unserer Atoll vollbringt. Wer danach noch Lust hatte, ist an Land gegangen, um in einem der auf fast jeder Insel vorhandenen Pussers Shops ein wenig zu shoppen. Gleich nebenan ist das Restaurant ‚Lighthouse’. An der Waterfront steht die Nachbildung eines real existierenden Leuchtturmes. Zufällig war gerade mal wieder Happy Hour und wir testen die Qualität der Drinks, die uns sehr überzeugt. Es sollten hier nicht unsere letzten werden. Leicht beschwipst zurück an Bord gibt es ein Barbecue ‘American Style’ und selbstgemixte Cocktails.
Tagesetappe 6sm motort.
 
 
Samstag, 13.04.2002
Ein wundervoller Sonnenaufgang reizt zum Frühaufstehen. Zu dritt suchen wir ein Internet-Cafe am Strand auf, um den Lieben zu Hause mal wieder ein Lebenszeichen zukommen zu lassen. Alex bestellt eine Geburtstagstorte für Martina, die morgen Geburtstag hat. Die junge Frau im Internet Cafe kennt jemanden, der die Torte heute backt und sie wird sie dann morgen auf dem Weg zur Arbeit mitbringen, so dass wir sie dann hier abholen können. Toller Service. Wir verholen uns wenige Kabellängen zum Saba Rock im Gorda Sound, um dort ein wenig zu schnorcheln. Um 5:00 pm sitzen wir aber wieder an unserem Stammtisch im ‚Lighthouse’. Der Manager, Neil, verdreht ein wenig die Augen, als ob er sagen wollte, „diese Saufnasen schon wieder“, begrüßt uns aber ausgelassen freundlich. Heute gebe ich mal die Marschzahl vor und bestimme für die Jungs 8 Painkiller als Qualifikationsgrenze. Zwischendurch trinke ich statt des normalen Painkillers No. 2 mal einen No. 4, der die doppelte Menge Alkohol enthält, um der Light-Bier-Fraktion zu zeigen, wo der Hammer hängt. Zur Belohnung dafür habe ich dann aber keine Erinnerung mehr an die Dinghifahrt zurück zum Schiff. Trotzdem wird eine ausgelassene Party an Bord gefeiert, von der ich mich mangels Konzentration vorzeitig verabschiede und in die Koje klettere. Um ihrem Skipper zu zeigen, wie lieb sie ihn haben, bastelt die Crew dann aus dem Schrubber, einem Fender, Schwamm, T-Shirt und weiteren Einzelteilen so etwas wie eine Puppe, die mir heimlich ins Bett gelegt wird. Leider kann ich mich an diese Nacht nun gar nicht mehr erinnern, und morgens findet man die Puppe, liebevoll Frau T. genannt, dann in einem der Sanitärräume an Bord. Glaubt man den Erzählungen der Crew, hat das Basteln einen ungeheuren Spaß gemacht. Na denn…
Tagesetappe 4sm motort
 
 
Sonntag, 14.04.2002
Heute hat Martina Geburtstag. Gleich früh am Morgen hat Alex die bestellte Torte abgeholt. Sieht sogar sehr ordentlich aus. Das Boot ist mit Girlanden und Luftballons geschmückt, wir tragen alle Papphüte und Martina bekommt auch noch ein aufblasbares Glücksschwein geschenkt. Die Rührung ist ihr mitten ins Gesicht geschrieben. Nach dem Frühstück besuchen wir die ‚Indians’. In der Nähe von Peter und Norman Island ragen vier riesige zerklüftete Felsspitzen aus dem Meer, die bei Pelican Rock bis auf 15 m auf den Meeresboden abfallen. Diese zahnähnlichen Formationen verfügen über eine ganze Reihe von Schluchten und Grotten, in denen man sowohl harte als auch weiche Korallen vorfindet. Die Taucher tauchen hier und die Schnorchler schnorcheln eben. Danach segeln wir zu ‚Sopers hole’, um bei Pussers Landing die Happy Hour ausnutzen zu können. Die Painkiller schmecken hier aber nur durchschnittlich. Ein Blick in den Himmel lässt nichts Gutes ahnen und wir beschließen, früh in’s Bett zu gehen.
Tagesetappe 6sm motort, 25sm gesegelt
 
 
Montag, 15.04.2002
Nach einer regnerischen Nacht kommen die Taucher mal wieder zu ihrem Recht. Wir besuchen den Tauchspot ‚Painted Walls’ am ‘Dead Chest Island’. ‚Painted Walls’ bietet sich für einen flachen Tauchgang vor der Südspitze von Dead Chest an. Unsere Taucher erfreuen sich hier am Farbenkaleidoskop verkrusteter Korallen und Schwämmen an den Wänden vier langer Schluchten. Die Tiefe liegt zwischen 6 und 9 m. Da es weiterhin stark regnet fahren wir direkt zurück nach Maya Cove. Dort geben Iris, Rainer und Richy ihr Tauchequipment zurück. Am gleichen Abend soll Ben einfliegen. Im Hafenrestaurant essen wir zu Abend. Es gibt (wieder mal) Painkiller und Burger. Dann holen Guido, Rainer und HUF Ben vom Flughafen ab. Der Arme ist reichlich geplättet vom Flug und dem einen oder anderen Getränk. Das wird heute auch nicht besser für ihn, aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Auf jeden Fall hat er einen neuen Getränkevorrat mitgebracht. Die Abende sind also gerettet.
Tagesetappe 8sm motort
 
 
Dienstag, 16.04.2002
Morgens schwimmt eine Wasserschildkröte am Boot entlang. Wenn das kein gutes Zeichen ist. Und weil Rainer und Iris heute ihren 3. Hochzeitstag feiern, stellt sich auch prompt besseres Wetter ein. Um morgen mit der Flottille nach Anegada segeln zu können, müssen wir heute Abend vor dem Bitter End Yacht Club liegen, um uns mit unserem Leader Glen dort zu treffen. Also geht es Richtung Virgin Gorda, vorbei an ‚The Baths’, denn dort sind leider alle Moorings belegt. Ein Zwischenstop im Virgin Gorda Yacht Harbour dient der Proviantierung für die nächsten Tage. Im Gorda Sound machen wir an einer Mooring fest und warten auf Glenn. Die Wartezeit überbrücken wir mit einem erneuten Arschbombencontest. Später fahren Guido, Ben, Iris und Rainer dann noch zum Yacht Club, um dort nach Glenn zu sehen, finden aber dort nur die Bar (und die Drinks lecker) und veranstalten eine Sundownerparty. Nachdem sie dann irgendwann nach gut zweieinhalb Stunden wieder an Bord sind und den anderen, die ja mangels Dinghi nicht weg konnten, alles berichtet haben, kommt man überein, morgen früh bereit zu sein, um sich an einer eventuelle Flottille nach Anegada beteiligen zu können.
Tagesetappe 6sm motort, 18sm gesegelt
 
 
Mittwoch, 17.04.2002
Nachdem wir Anegada schon beinahe abgehakt haben, taucht Glenn doch noch auf. Lächelnd dreht er eine Runde durch die Bucht und sammelt uns ein. Mit 8 anderen Booten nehmen wir Kurs auf Anegada. Unsere Atoll segelt gut und kann bequem mit den anderen Einrümpfern mithalten. Als sich schließlich alle auf die hohe Kante setzen kommt sogar Regatta-Feeling auf. Anegada ist eine Insel aus Korallensand, sehr flach (maximale Erhebung 15m über NN) und hochgelobt für seine Lobster. Auf der Insel finden sich Salzseen mit frei lebenden Flamingos. Wegen des Riffs rund um Anegada (die Einfahrt ist sehr schmal und flach) hat der Vercharterer die Flottille vorgeschrieben. Als wir dann auf ca. 2m Wassertiefe (bei 2m Tiefgang) vor Anker liegen, stellt sich erstes Unwohlsein ein. Unsere Taucher stellen etwa eine Handbreit Wasser unter’m Kiel fest. Zum Glück ist rundherum alles sandig. Nachdem wir einen Ausflug über die Insel gemacht haben, stärken wir uns zu Mittag im ‚Anegada Reef Hotel’ mit Burgern und Pommes. Hier soll es dann Abends den berühmten Hummer geben. Da wir aber so enttäuscht vom Mittagessen, dem Service und dem Ambiente sind, entschließen wir uns, auch wegen des Ankerplatzes, gleich wieder nach Virgin Gorda zurückzusegeln. Also zurück ins Lighthouse, zu Neil und seinen Painkillern. Hier findet dann auch die Taufe der beiden Landratten Iris und Rainer statt. Bei dieser Gelegenheit fängt sich der Skipper auch eine anständige Ohrfeige ein (angeblich wegen eines Missverständnisses seitens des weiblichen Täuflings). Der Abend verläuft erwartungsgemäß feuchtfröhlich. Leider nimmt der Skipper seinen Mund bezüglich der von ihm verkraftbaren Alkoholmenge zu voll. Iris bestellt nämlich statt eines Pain- einen Skipperkiller bei Neil. Der liefert auch prompt, was die Folge hat, dass der Skipperkiller seinen Zweck erfüllt und der Skipper bis zum nächsten Nachmittag sämtliches Erinnerungsvermögen verliert.
Tagesetappe 2sm motort, 34sm gesegelt
 
 
Donnerstag, 18.04.2002
Nachdem die Crew mangels einsatzfähigen und –willigen Skippers selbständig losfährt hat der Skipper endlich einmal die Gelegenheit, bis 15:00h auszuschlafen. Währenddessen vergnügt sich der Rest der Crew in ‚The Baths’. Der allgemeine Tenor lautet: dies war der schönste Schnorchelgang bisher. Wenn man dem Naturschutzpfad folgt, stößt man auf Höhlen und Schluchten. Die „Chapel“ bildet ein 20m hohes Dach. Lt. Reiseführer ist dies ein Juwel der Karibik, aber alles wirkt leicht verfallen. Abends sind wir wieder auf Tortola, diesmal in der ‚Marina Cay’. Das Entertainment findet an Bord statt mit selbst gebastelten Painkillern und Pina Colada. DJ Ben veranstaltet ein fröhliches Musikraten und kölsche Balladen der Bläck Föös schallen a capella durch die Bucht.
Tagesetappe 2sm motort, 9sm gesegelt
 
 
Freitag, 19.04.2002
Als Tagesziel haben wir uns “Foxy’s Tamarind Bar” in Great Harbour auf Jost Van Dyke gesetzt. Vorher genehmigen wir uns aber noch einen Inselrundgang auf Sandy Spit. Es gibt hier genau 7 Palmen. Die Nachbarinsel Sandy Cay (sie gehört der Rockefeller Society) bietet hingegen mehr botanische Vielfalt. Auf einem Rundweg kann man alles erkunden. Abends machen wir uns dann auf den Weg zu „Foxy’s“. Das ganze Lokal hängt bis unter die Decke voll von Fotos, T-Shirts, Bikinihöschen, BHs und allerlei Kopfbedeckungen der Leute, die schon mal hier waren. Allerdings wirkt der Betrieb hier sehr kommerziell. Als wir nichts zu Essen bestellen wollen, verfrachtet man uns an einen abseits stehenden Tisch, von dem wir später endgültig vertrieben werden. Aber etwas weiter die Straße herunter ist ein kleines, nettes Lokal, wo wir am Strand sitzend unsere Cocktails schlürfen. Alex stellt mit Bedauern fest, dass ihm noch genau 8 Dollar geblieben sind, die er sich aber unbedingt für Puerto Rico aufheben will. Wieder einmal bietet sich einem weiblichen Crewmitglied die einmalige Chance, in einen Supermarkt einzuheiraten. Toni macht Martina ein, der männlichen Meinung nach, unschlagbares Angebot, aber sie schlägt aus. Beim Abendessen an Bord ärgern wir uns noch mal sehr herzlich gegenseitig. Nach dem Essen geht es für einen Teil der Crew noch mal zurück an die Strandbar. Bei reichlich Painkiller schließt der Skipper noch eine unsterbliche Hundefreundschaft und trotz fehlenden Ankerlichts finden schließlich alle wieder wohlbehalten auf’s Schiff.
Tagesetappe 3sm motort, 12sm gesegelt
 
 
Samstag, 20.04.2002
Heute ist unser letzter Tag auf See. Wir segeln noch einmal kreuz und quer durch den Kanal bis nach Maya Cove. Taschen werden gepackt und Abschiedsstimmung macht sich langsam breit. Zu einem Abschiedsessen gehen wir zu „Fat Hog Bob’s“, einem nahegelegenen Lokal. Dort gibt es die größten Burger der Karibik in ‚Hog size’. Selbst geübte Esser geben hier nahezu auf. Sehr ruhig geht der Abend zu Ende und die Crew früh zu Bett.
Tagesetappe 2sm motort, 6sm gesegelt
 
 
Sonntag, 21.04.2002
Die Weiterreise geht heute getrennt vonstatten. Das überaus moderne Flughafengebäude auf Beef Island bietet leider immer noch absolut nichts außer den Eincheckschaltern. Draußen gibt es dann eine Bude, wo man Kaffee und Sandwiches kaufen kann. Alex und Martina fliegen über Puerto Rico nach Hause, Richy, Iris und Rainer mit Ben Guido und mir zunächst nach St. Maarten, dann alleine weiter nach Deutschland. Ben, Guido und ich haben jetzt noch eine sehr entspannte Woche in einer wirklich schönen Villa auf einer sehr hässlichen Insel vor uns, bevor auch wir drei wieder zurück nach good old Germany fliegen.